05/16 JobAct® Family in Krefeld

„Oh, ein Nashorn!“


Vom absurden Theater zum Arbeitsplatz: JobAct® Family Krefeld interpretiert Eugené Ionescos „Die Nashörner“ und begeistert das Premierenpublikum.

Krefeld, 19.10.2016 – Mit dem Einsetzen der Dämmerung betreten die ersten neugierigen Gäste den Vorplatz des beeindruckenden Gebäudekomplexes der denkmalgeschützten Fabrik Heeder, die seit 1989 als städtisches Kulturzentrum unter Leitung des Kulturbüros verschiedene kulturelle Einrichtungen der Stadt Krefeld beherbergt.

Der Vorraum füllt sich schnell, bietet die Studiobühne II doch „nur“ ein Sitzplatzkontingent von 95 Plätzen. Es dauert einen Moment, bis sich alle Zuschauer platziert haben, doch dann betritt Birgit Axler-Cohnitz, Bereichsleitung der Regionalvertretung West, die Bühne und überrascht in ihrer Anmoderation damit, dass aus dramaturgischen Gründen die Festreden am Ende gehalten würden.

Fotos: Melanie Stegemann

Das Bühnenlicht verdunkelt sich und das Schauspiel beginnt: 
Das Stück beschreibt die Verwandlung einer gesamten Stadt mit Ausnahme des Protagonisten Behringer in eine Herde von Nashörnern. Ort der Handlung ist eine als mittelgroß vorzustellende Stadt.

Es handelt sich um eine Erzählung, deren Interpretation offenbleibt. Die wahrscheinlichste Interpretationsmöglichkeit ist die der Kritik an sämtlichen totalitären Regimen (Nationalsozialismus, Stalinismus und andere) und am Verhalten des Volkes, das widerstandslos folgt, als einheitliche Masse und aus Angst vor dem Regime.

Fotos: Melanie Stegemann

Behringer, dessen Veränderung der Zuschauer während des gesamten Stückes verfolgt, ist am Ende der Einzige, der der „Krankheit“ widersteht. In der Interpretation von JobAct® Family Krefeld reißt er am Ende allen Nashörnern die Masken vom Kopf und erinnert sie daran Mensch zu sein!  

Zu Recht erhalten die Darsteller stehende Ovationen! Insbesondere die beiden Hauptdarsteller, Max Ehlers als Behringer und Ina Walter als sein Freund Hans überzeugen durch konsequentes und ausdrucksstarkes Spiel, darüber hinaus ist aber jeder Darsteller rollenfest, und das gesamte Ensemble schafft es, das Publikum mitzunehmen zum Marktplatz, ins Büro und in Behringers Wohnung …

Alle sind begeistert, nicht nur die beiden Festrednerinnen Frau Bürgermeisterin Karin Meincke und Tavin Lara Turanli, Geschäftsführerin des Jobcenters Krefeld. Etliche Gäste beglückwünschen bei der anschließenden Premierenfeier Darsteller, sowie das Team vor Ort.

Und der ein oder andere wird sicherlich „Oh, ein Nashorn!“ als geflügeltes Wort mit nach Hause nehmen.

Das Plakat zum Stück

Premierentermin AUSGEBUCHT

Die Nashörner

von Eugen Ionesco

Über das Stück: In einer kleinen, harmonischen Provinzstadt, scheint die Welt noch in Ordnung zu sein.Die Anwohner genießen ihren Alltag und haben nicht die geringste Ahnung, dass die trügerische Idylle, schon bald vorbei ist. Es passieren mysteriöse und dramatische Ereignisse, welche für ein totales Chaos sorgen Die Bewohner verlieren, einer nach dem anderen, ihre Menschlichkeit und ihre jeweilige Individualität.   Ist es die Massenpsychose oder der globale Virus???? Wir stellen uns die Frage:“ Wie können wir gemeinsam in diesen turbulenten Zeiten die Menschlichkeit bewahren?“ Und den eigenen starken Willen und seine individuelle Einstellung zu behalten und sich nicht in der Masse zu verlieren?

Die Teilnehmer des Projektes „JobAct® Family Krefeld“ bearbeiteten in dem Stück “Die Nashörner“ von Eugen Ionesco die aktuellen Phänomene  und Probleme unserer Gesellschaft. Warum werden Menschen schnell zu Mitläufern und „Ja“ Sager??

Die Premiere fand am 19.10.2016 in der Fabrik Heeder, Studiobühne II, in Krefeld statt und war ausgebucht.

Eine weitere Aufführung fand am 20.10.2016 statt.

Eindrücke vom Projekt

Unsere Gruppe

Jetzt habe ich schon gefühlte 100 Mal angefangen, den Text zu verfassen und jedes Mal fallen mir wieder neue Sachen ein, die ich dazuschreiben könnte...

So viele neue Eindrücke - es ist schlichtweg unmöglich das alles in eine kurze Zusammenfassung zu packen. Aber ich möchte Euch jetzt keinen 300-Seiten-Schmöker vor die Füße werfen, sondern einen kleinen Einblick in die letzten fünf Wochen unserer Gruppe ermöglichen.

Ich verwende mit voller Absicht nicht das Wort "MASSNAHME" denn das was wir hier erleben dürfen, hat nichts mit den üblichen Maßnahmen zutun, die man so kennt. Anfangs dachte ich (und da war ich nicht die einzige), ,,- ja klar- Theater-was soll ich hier? Wie soll mir das weiterhelfen?" Mittlerweile weiß ich, dass es genau das ist was wir hier alle brauchen.

Wir lernen zu Vertrauen, wieder neuen Mut zu fassen und nach vorn zu sehen. Wir alle sitzen im selben Boot, haben unterschiedliche und ganz ähnliche Probleme, die hier nicht nur oberflächlich bearbeitet-sondern an den Wurzeln gepackt werden. Da bleibt es auch nicht aus, das die ein oder andere Tränte schon geflossen ist, ab-er hauptsächlich wird viel gelacht - nicht falsch verstehen bitte- wir nehmen das alles sehr ernst, aber was würde es bringen, wenn der Spaß auf der Strecke bleibt? Dann wären wir genau wieder bei den Maßnahmen die wir schon kennen...

Dank Gabi Koudsi und Predrag Kalaba sind wir zu einer Gemeinschaft. einem Team, ja- fast eine Familie zusammengewachsen. Mit viel Herzlichkeit. Vertrauen und Unterstützung in Wort und Tat macht es Spaß sich neu zu orientieren und den Mut zu finden ganz neue Wege einzuschlagen. Ich denke das wir alle in eine neue Zukunft gehen, in eine Richtung die uns Spaß macht und einen neuen Weg, den wir gerne gehen...

Andrea
Krefeld, 13.06.2016

Maßnahmen

Ich habe schon einige Maßnahmen besucht und muss sagen, es war vielleicht meistens gut gemeint, aber schlecht gemacht bis nichts gemacht. Es wurde nicht auf die Teilnehmer eingegangen, wobei die meisten eh nach ein paar Tagen nicht mehr kamen. Die zusammen Stellung der Leute war aber auch wahllos.

Beim JobAct merkte ich sofort das man sich Gedanken gemacht hat über jeden einzelnen Teilnehmer und auch über die zusammen Arbeit der ganzen Gruppe. Obwohl ich niemals auf die Idee gekommen wäre, etwas mit Theater zu tun zu haben, habe ich mich jetzt darauf eingelassen weil ich denke das was neues besonders gerade jetzt mir gut tut und ich Eigenschaften an mir entdecke die bisher versteckt waren. Während ich inden anderen Maßnahmen eher das Gefühl hatte einfach nur abgestellt worden zu sein, um eventuell. die Arbeitslosenstatistik zu schönen, ist es hier so dass man Miteinander und Füreinander da ist und zusammen Arbeitet, statt sich gegenseitig dumm anzumachen, auszulachen oder sogar auszugrenzen.

Aus diesem Grund, bezeichne ich diese Maßnahme auch nicht als Maßnahme, sondern als Theatergruppe, wenn ich jemandem von uns 
erzähle. Ich habe das Gefühl mich schon jetzt bei den Teilnehmer von JobAct für ihre Anwesenheit bedanken zu können, ohne es am Ende zu bereuen.

Micha: )

Thema:

„Bewerbung um eine Freundschaft.“

Ich biete mich an, für eine Freundschaft,
denn ich habe Lust auf diese Gemeinschaft.
Was habe ich sonst noch zu bieten?
Die Freundschaft an sich gehört zu meinen Riten.

Gegenseitige Hilfe und Solidarität,
Ehrlichkeit und Loyalität.

Ich bin oft schon sehr still,
aber jedenfalls erzähle ich keinen Müll.

Und keinen Blödsinn hinter deinem Rücken,
sondern bleibe dir immer loyal.
Zusammen können wir Berge verrücken,
aber vorher helfe ich dir mit dem IKEA-Regal.

Auch wenn ich nicht viel habe, bekommst du immer deinen Teil auf den Teller.
Zusammen wird die Nacht gleich viel heller.

Hast du ein Tief, helfe oich dir wieder auf die Beine.
Und ich vertraue dir, du hilfst auch mir wieder auf meine.

Komm wir gehen mal raus in die Landschaft.
Ich freue mich auf diese Freundschaft.
Mit dir wander ich gern' durch den Regen.
Wir könnten auch den nächsten Grenzzaun zerlegen.

Egal ob am Strand, mit der schönen Meeresbriese,
oder im Stadtwald auf der Wiese,    
trinke ich mit dir,
auch gerne Bier.

Ich gehe gerne raus in die Natur,
aber interessiere mich auch für Kunst und Kultur.
Geh'n wir heute ins Museum oder ins Kino?
Magst du lieber Banksy oder Miró?

Ich höre gerne Punk und Patchanka
und auf der Demo den Samba.
Und auf Rock'n'Roll und Design
trink' ich mit dir gern' einen Wein.

In eine Gute Freundschaft
steck' ich gern' meine Kraft
und Leidenschaft.

Und wenn ich mal träge bin,
erinner mich an diesen Sinn.
Lass uns stark verbunden sein.
Dann bekommt uns niemand einfach klein.

Ich interessiere mich auch sehr für Geschichte,
ich schreibe ja keine Gedichte.
Lass uns die Geschichte weiter schreiben.
Dazu brauchen wir kein Geld.
Denn:
Uns gehört die Welt!

(Max Ehlers)

Bilder vom Projekt

Turmbau:

Theaterimprovisation und Texterarbeitung:

Stolpersteine und Gruppenarbeit:

Bühne frei für Familie und Beruf!

JobAct® Family Krefeld
startet zum ersten Mal!

Das Jobcenter Krefeld macht sich mit uns zum ersten Mal auf den Weg, Mütter und Väter mit kreativen Methoden zu stärken und Wege in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu öffnen.

Unter der Leitung des Theaterpädagogen Predrag Kalaba (Projektfabrik gGmbH) und der Bewerbungsmanagerin Gabriele Koudsi (EuBiA GmbH) werden neben der Erarbeitung eines Theaterstücks von der Idee bis zur Premiere u.a. auch Themen wie Kinderbetreuung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf behandelt und berufliche und persönliche Perspektiven entwickelt.

„Wie kommt das Jobcenter auf die Idee, ein Theaterprojekt zu finanzieren, um mir in Arbeit und Ausbildung zu verhelfen?“, fragen sich unsere Teilnehmenden immer wieder am Anfang unserer JobAct®-Projekte.

Doch nach nur wenigen Wochen erkennt jeder, dass es hierbei nicht um die große Hollywoodkarriere geht, sondern um ganz einfache Dinge, die Mut machen, den Weg ins Arbeitsleben anzugehen: Nach zum Teil längeren Pausen der Kindererziehung gibt es eine neue Tagesstruktur, neue Ziele werden gesetzt und das Selbstbewusstsein neu entwickelt, diese in Angriff zu nehmen.

Bis zur Premiere Herbst/Winter 2016 ist viel zu tun: Das Stück wird erarbeitet, Hilfe bei Bühnenbild, Kostüm und Maske wird gebraucht und die Teilnehmenden werden sich in verschiedenen Bereichen einbringen. Nach der Theaterpremiere können sie dann ihre neu erworbene Offenheit, ihren gestärkten Mut und ihre Teamfähigkeiten in praktischen Arbeitseinsätzen zeigen, und sich für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt empfehlen.

Sie sind Mütter und Väter, die Kundinnen des Jobcenters Krefeld sind und möchten bei diesem Projekt dabei sein? Sprechen Sie uns an (siehe: „Das Team vor Ort“)! Vielleicht können Sie dabei sein wenn es heißt: Vorhang auf für JobAct® – der Zukunft eine Bühne!

Gabriele Koudsi (li.), Predrag Kalaba (re.)

Das Team vor Ort

Theaterpädagogik: Predrag Kalaba, PROJEKTFABRIK gGmbH


Bewerbungsmanagement: Gabriele Koudsi, EuBiA GmbH

Haben Sie einen Ausbildungs- und/oder Arbeitsplatz in Teil- und/oder Vollzeit in Krefeld und Umgebung anzubieten? Dann wenden Sie sich bitte an unsere Ansprechpartner.

Bereichsleitung der Regionalvertretung West: Birgit Axler-Cohnitz, rv-west [at] projektfabrik.org
Sie möchten JobAct® Family auch in Ihrer Stadt umsetzen? Bitte zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.

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Projektträger

Projektträger ist die Projektfabrik gGmbH, Witten.

Projektfinanzierung

Realisiert wird dieses Projekt durch die Bereitstellung
von Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheinen (AVGS)
des jobcenters Krefeld.

Bildungsträger

ist die EuBiA GmbH, Krefeld.

www.eubia.eu

Probenraum

Die Theaterproben finden in der Jugendkulturwerkstatt JUKS des
Fachbereichs Jugend und Beschäftigungsförderung der Stadt Krefeld
statt.

Fabrik Heeder